1. stabiles Stativ
Um die Nutzung eines Stativs ist meistens nötig, weil die Belichtungszeiten sehr lang sind.
Das Stativ sollte leicht und kompakt genug sein, damit es unterwegs nicht zur unangenehmen Last wird, aber auch stabil genug, damit es seine Aufgabe, verwacklungs- und versatzfreie Aufnahmen zu ermöglichen, erfüllen kann. Selbst dann noch, wenn es etwas windig ist.
Ob das Stativ mit einem 2/3-Wege-Neiger oder einen Kugelkopf ausstattet wird, ist sowohl eine Frage der persönlichen Vorlieben als auch eine Preisfrage. Mit einem Kugelkopf ist die Kamerausrichtung meist schneller und einfacher durchzuführen. Bei der Stativnutzung ist zu beachten, daß es um so stabiler steht, je weniger die Beine ausgezogen werden. Wenn vermeidbar, sollte die Mittelsäule nicht ausgezogen werden.
2. Fernauslöser verwenden
Um Erschütterungen und damit Verwacklungsunschärfen zu vermeiden, empfiehlt es sich, einen Funk- oder Kabelfernauslöser zu nutzen. Berührungen der Kamera während der Aufnahme sollten unterbleiben. Selbst der sanfte Druck auf die Taste, die das Display beleuchtet, kann schon zu viel sein. Ist kein Fernauslöser zur Hand, sollte der Selbstauslöser genutzt werden.
3. Spiegelvorauslösung nutzen
Der harte Spiegelschlag einer DSLR führt zu Gehäusevibrationen, die im Bereich von ca. 1/15 - 3 Sekunden zu Verwacklungsunschärfen führen können. Aktivieren Sie deshalb, wenn möglich, die Spiegelvorauslösung (SVA). Die SVA sorgt dafür, daß nach dem Hochklappen des Spiegels, noch ein oder mehr Sekunden vergehen, bevor die Aufnahme tatsächlich beginnt.
4. Belichtungsreihen
Die großen Helligkeitsunterschiede bei Nachtmotiven überfordern häufig die Bildsensortechnik. Das führt dazu, daß die hellsten Bildbereiche in reinem Weiß ausbrennen und/oder die dunkelsten Bildteile in reinem Schwarz ertrinken. Bei Einzelaufnahmen hilft an diesen Stellen auch die beste Bildbearbeitung nicht weiter, weil nicht genügend Bildinformationen vorhanden sind.
Die Lösung für dieses Problem sind Belichtungsreihen, also eine Reihe von Aufnahmen des gleichen Motivs bei gleichbleibender Blende mit unterschiedlichen Belichtungszeiten, wodurch sich allerdings die Notwendigkeit der Stativnutzung ergibt, weil diese Reihenaufnahmen absolut deckungsgleich sein müssen. Die Aufnahmen werden später am Rechner per DRI-Technik miteinander verrechnet, so daß Bilder erzeugt werden, die sehr viel detailreicher sind als Einzelaufnahmen und der menschlichen Wahrnehmung vor Ort nicht nur ebenbürtig sind, sondern diese meist weit übertreffen.
Folgende Einstellungen an der Kamera sind empfehlenswert:
ISO: Den niedrigsten Standardwert (Basis-ISO) auswählen, also je nach Kameramodell 100 oder 200.
Je höher der ISO-Wert ist, desto mehr leidet die Bildqualität aufgrund es zunehmenden Bildrauschens. Andererseits kann auf längeren Touren mit einem höheren Wert entsprechend viel Zeit eingespart werden. Ich nutze deshalb meist ISO 200 statt ISO 100.
Betriebsart: M - Manuelle Einstellung von Blende und Zeit.
Es bietet sich an, die Belichtungszeiten einfach per Hand am Fernauslöser zu steuern, anstatt nach jeder Aufnahme an der Kamera herumzufummeln und zu riskieren, daß die Ausrichtung der Kamera leicht verändert wird, so daß die Aufnahmen nicht mehr deckungsgleich sind, wodurch die DRI-Tauglichkeit verloren geht. Zudem sind mit der Zeitautomatik der Kameras meist nur Belichtungszeiten bis 30 Sekunden möglich, was häufig nicht reicht.
Blende: 8
Bei dieser Blende ist der Schärfebereich so gut wie immer ausreichend groß. Es gibt selbstverständlich viele Ausnahmen, wenn es darum geht, einen besonders großen oder kleinen Schärfebereich zu erzeugen oder möglichst lange oder kurze Verschlußzeiten zu erreichen.
Die Werte rund um die 8er Blende sind besonders bei preisgünstigen lichtschwachen Zoomobjektiven ein guter Standardwert, weil sie meist dort ihre besten Abbildungsleistungen abliefern.
Die beste Abbildunsgleistung liefern Objektive oft von der Offenblende ausgehend, beim um 2 ganze Stufen abgeblendete Wert. Bei einem Objektiv mit Offenblende 2.8 empfiehlt sich entsprechend etwa Blende 5.6. Aber daß ist nur ein grober Anhaltswert. Jedes Objektiv verhält sich anders. Testberichte helfen an dieser Stelle weiter.
Helle Punktlichtquellen wie bspw. Laternen werden bei Blende 8 bereits in schöne Lichtsterne aufgebrochen. Dieser "Sterneffekt" ist abhängig vom genutzten Objektiv und der genutzten Blende. Je weiter die Blende geschlossen ist, desto stärker tritt er in Erscheinung. Dabei ist zu beachten, daß man sich oberhalb von Blende 8 zunehmend Beugungsunschärfe einhandelt, so daß man nicht viel weiter abblenden sollte.
Belichtungszeit: bulb (Langzeitbelichtungsmodus)
Jedes Motiv verlangt andere Belichtungszeiten. Bei Belichtungsreihen sollte immer die Belichtungszeit verändert werden und möglichst nicht die Blende.
Aufnahmeformat: RAW
Wegen der Möglichkeit den Weißabgleich nachträglich zu ändern, sollte grundsätzlich das RAW-Format genutzt werden. Eine kühlere Farbabstimmung sieht häufig besser aus, als die bei Nachtaufnahmen übliche starke Gelbtönung. Mit dem Dreh an den Farbreglern einer JPEG-Aufnahme ist diese Farbgebung nicht zu erreichen und überdies mit einem starken Verlust an Bildqulität verbunden. Daneben tragen selbstverständlich auch die sonstigen Vorteile des RAW-Formates dazu bei, sich die Nachbearbeitung zu erleichtern und eine höhere Bildqualität zu erzielen.
Scharfstellung
Manchmal ist es notwendig, manuell zu fokussieren, weil der Autofokus (AF) bei wenig Licht überfordert ist. Der AF sollte vor dem Start der Belichtungsreihe deaktivert werden, damit verhindert wird, daß der Schärfepunkt versehentlich verstellt wird. Praktisch ist es, wenn die Kamera die Möglichkeit bietet, den AF vom Auslöser zu trennen und auf eine andere Taste zu legen, so daß man dann nicht ständig den AF-Schalter des Objektivs umstellen muß. Es kann besser sein, per LiveView auf dem Kamerabildschirm bei stark ins Bild gezoomter Ansicht manuell zu fokussieren, wenn der Autofokus aufgrund der Lichtbedingungen unzuverlässig arbeitet.
Zubehör
Eine kleine Taschenlampe kann nachts sehr nützlich sein, wenn man bspw. im Fotorucksack etwas sucht oder an der Kamera Einstellungen vornehmen will. Es gibt auch kleine Wasserwaagen für den Blitzschuh um die Kamera exakt waagerecht auszurichten. Sie sehen zwar lustig aus, aber ihr Nutzen ist leider sehr begrenzt. Mattscheiben mit (einblendbaren) Gitternetzlinien oder elektronische im Sucher eingeblendete Wasserwaagen sind meist eine deutlich größere Hilfe.
Die passende Belichtungszeit
Die passenden Belichtungszeiten ermittelt man einfach durch Testaufnahmen bzw. Erfahrungswerte und anschließender Betrachtung des Histogramms. In den Belichtungsreihen sollten sich Aufnahmen befinden, in denen die dunklen Bildteile noch Zeichnung haben, sowie Aufnahmen, bei denen die hellen Bildteile noch Zeichnung haben. üblicherweise liegen die Belichtungszeiten 1-2 EV (1 EV = Halbierung bzw. Verdoppelung der Lichtmenge) auseinander, also bspw. 1 - 4 - 16 - 64 Sekunden. Die Anzahl der Aufnahmen richtet sich nach dem Motiv und der Spreizung in EV.
Vielfach sieht man den Aufnahmen von Anfängern an, daß ihre längsten Aufnahmen noch zu kurz waren, und dunkle Bildteile deshalb kaum Helligkeit und Zeichnung oder starkes Bildrauschen aufweisen. Deshalb immer ausreichend Geduld für die Aufnahme mit der längsten Belichtungszeit aufbringen um sich später bei der EBB nicht unnötig viel Arbeit machen zu müssen!
Wolken
Wolken haben nicht nur einen erheblichen Einfluß auf die Lichtverteilung in der Landschaft, sondern können auch selbst ein sehr auffälliger Teil des Motivs werden. Positiv wie negativ. Deshalb kann von deren Verteilung am Himmel, deren Größen, Formen, Dicht, Bewegunggeschwindigkeit und Bewegungsrichtung abhängig gemacht werden, ob es sich überhaupt lohnt, auf eine Nachttour zu gehen und wenn ja, welche Verschlußzeiten angestrebt werden sollten und in welche Himmelsrichtungen fotografiert wird. Kommen die Wolken beispielsweise schnell auf einen zu und es werden lange Belichtungszeiten genutzt, sieht das häufig interessant und dynamisch aus, wogegen klar konturrierte quer ziehende Wolken zu Geisterwolkenabbildungen führen können, die unschön aussehen.
Zeitaufwand
Für Nachtaufnahmen muß man viel Zeit vor Ort einplanen, weil sich der Zeitaufwand durch Testaufnahmen und Belichtungsreihen, mit Belichtungszeiten im Minutenbereich für jede Einzelaufnahme, erheblich aufsummieren können. Bei besonders dunklen Motiven in Kombination mit einem eher lichtschwachen Objektiv kann es auf Belichtungszeiten von über 10 Minuten hinaus laufen. In der kalten Jahreszeit empfiehlt sich besonders warme Kleidung, weil man immer wieder minutenlang nur rumsteht und wartet, bis eine Aufnahme endlich fertig belichtet ist.
Um Zeit zu sparen, ist deshalb zumindest manchmal zu überlegen, ob es wirklich eine ganz kleine Blende sein muß, denn mit jeder ganzen Blendenstufe verdoppelt sich die Belichtungszeit, das Gleiche beim ISO-Wert und ob eine Speizung von 2 EV völlig ausreicht, weil man sich die 1 EV-Zwischenwerte meist einfach aus den RAWs bei der Entwicklung im RAW-Konverter holen kann. So kann mit sehr geringen Einbußen bei der technischen Bildqualität, sehr viel Zeit eingespart werden.