dpi - Wieviel Auflösung brauche ich wirklich? (Version 2.0e)
Der am häufigsten mißverstandene Wert
Viele glauben zu wissen, was es mit dem "dpi"-Wert auf sich hat. Vermutlich die Meisten von Ihnen liegen aber letztlich falsch, weil sie nur über unzureichendes Halbwissen verfügen.
Zudem handelt es sich zumeist um die Auflösung in
ppi (
Pixel
per
Inch
statt dpi (
Dots
per
Inch
) weil es um Pixel geht und nicht um die Ausgabedichte in Druckpunkten, die Drucker und Belichter konstruktionsbedingt nutzen, um Bilder aufs Papier zu bringen.
Das Wichtigste zuerst:
Eine Bilddatei bzw. ein Foto hat keinen ppi-Wert!
Jetzt werden Sie womöglich einwenden: "Aber in den Datei-Eigenschaften meiner Fotos steht doch ein dpi-Wert drin!" Das ist ein bedauerlicher, weil sehr irreführender Umstand. Der dort standardmäßig eingetragene Wert ist blanker Unsinn und sollte korrekterweise als "ppi" bezeichnet werden.
Der ppi-Wert bestimmt lediglich die Ausgabegröße eines Bildes in Abhängigkeit von dessen Auflösung in Pixeln. Es handelt sich somit nur um einen rechnerischen Verhältniswert. Der tatsächliche ppi-Wert ergibt sich erst in dem Moment, in dem klar ist, wie groß ein Bild wiedergegeben werden soll.
Beispiel: Bilddatei mit einer Auflösung von 4800x3200 Pixeln, also 15,36 Megapixel:
Nachfolgende Werte in der Tabelle ergeben sich durch die Formel: 1 ppi = 1 Pixel pro Zoll (2,54 cm)
10 cm x 15 cm = 813 ppi
20 cm x 30 cm = 406 ppi
27 cm x 40 cm = 300 ppi
50 cm x 75 cm = 163 ppi
80 cm x 120cm = 102 ppi
113 cm x 169 cm = 72 ppi
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Praktisch kann aber nicht mehr Auflösung genutzt werden, als die jeweils verwendeten Geräte der Fotodienstleister wiederzugeben vermögen. Je nach Anbieter schwankt es zwischen 250 dpi und 400 dpi bei Papierausdrucken. Bei größeren Formaten sind teilweise sogar nur 150 dpi möglich. |
Ohne eine Ausgabegröße hat man folglich keinen tatsächlichen ppi-Wert. Sie können ihn deshalb nach Lust und Laune ändern, weil er keinen Einfluß auf die Bildqualität hat.
Relevant ist der voreingetragene ppi-Wert lediglich in dem sehr speziellen Fall, daß eine Bilddatei an einen Drucker gesendet wird, ohne diesem zu sagen, wie groß das Bild ausgedruckt werden soll. Er wird das Bild dann so groß ausdrucken, wie es sich rechnerisch aus Bildauflösung (in Pixeln) und dem vorgegebenem ppi-Wert ergibt.
Warum die Angabe 300 ppi allein, kein Qualitätsmerkmal ist
Um ein Foto bspw. für ein Fotoalbum auf Papier zu belichten/drucken, empfiehlt sich Pi mal Daumen eine Bildauflösung (in Pixeln), bei der die gewünschten Ausgabegröße in etwa 300 ppi entspricht.
ppi ist dabei quasi ein Anhaltspunkt für die Detailschärfe. Aber eben nur ein Anhaltspunkt, weil die Bildschärfe auch davon abhängt, wie scharf das Bild tatsächlich ist. Eine noch so hohe Bildauflösung (in Pixeln) ist bspw. nutzlos, wenn das Foto stark verwackelt, verrauscht oder aus anderen Gründen unscharf ist. So kann es vorkommen, daß ein Foto erst dann scharf wirkt, wenn es nicht größer als 10 cm x 15 cm ausgegeben wird, weil erst dann die Unschärfen nicht mehr erkennbar sind.
Folgendes hat erheblichen Einfluß auf die tatsächliche technische Bildqualität:
- Die verwendete Kamera
Es ergibt einen i.d.R. sehr deutlichen Unterschied, ob ein Foto mittels einer modernen digitale Spiegelreflexkamera entstand oder mit einer kleinen Kompaktkamera bzw. einem Fotohandy und dessen winzigem Bildsensor. Da hilft auch eine noch so hohe Auflösung bei den sehr klein geratenen Sensoren nicht viel weiter.
- Das verwendete Objektiv
Besonders bei größeren Abzügen, hängt es oft mehr vom verwendeten Objektiv ab, was von der theoretischen Auflösung übrig bleibt, als von der Kamera und ihrem Bildsensor. Noch so viele Megapixel nutzen nichts, wenn das Objektiv bei der genutzten Blende oder gar grundsätzlich leicht unscharfe Bilder erzeugt und vielleicht obendrein sogar die Bildränder zusätzlich vermatscht?!
- Belichtungszeit
Egal wie gut Kamera und Objektiv sind, wenn das Hauptmotiv stark verwackelt ist, weil die Belichtungszeit zu lang war, geht viel tatsächliche Auflösung verloren.
- ISO-Wert
Werden sehr hohe ISO-Werte genutzt, nimmt die tatsächliche Detailauflösung teils drastisch ab. Was hoch bzw. sehr hoch ist, hängt dabei vor allem von der Sensortechnologie und der Sensorgröße der Kamera ab. Auch der Stand der Sensorentwicklung spielt eine Rolle.
- Demosaicing-Methode
Die Kamerahersteller nutzen unterschiedliche Sensortechniken, Diodenanordnungen und Algorithmen, um die Helligkeitsinformationen, die von den millionen Bildsensordioden aufgefangen werden, in farbige Bildpixel zu verwandeln. Keines dieser Systeme ist perfekt und so kommt es grundsätzlich zu erheblichen Bildqualitätsverlusten, gemessen an der Auflösung, mit der die Fotos zusammengesetzt werden. Bei Kameras mit Bayer-Sensoren hat man einen Verlust von etwa 30 Prozent bei der Bildschärfe.
- Bildverkleinerung
Der vorherige Punkt hat zur Folge, daß eine entsprechende Bildgrößenreduzierung zu einer höhere Detailauflösung in der 1:1 Ansicht führt. Unter idealen Bedingungen ist deshalb ein heruntergerechnetes Foto einer höher auflösenden Kamera besser als das einer Kamera mit genau dieser Auflösung.
- Bildbearbeitung
Die Wahl der Bildverkleinerungmethode hat erheblichen Einfluß auf den Erhalt und die Darstellungsgenauigkeit von Details und Mikrokontrasten. Erheblich ist auch der Einfluß der Nachschärfung auf den wahrgenommenen Detailgrad eines Fotos. Die sonstigen Bildbearbeitungsmöglichkeiten tun ihr übriges dazu und das oft nicht zum Vorteil der tatsächlichen Detailauflösung.
Der ppi-Wert sagt somit nur etwas über den theoretisch höchstmöglichen Detailgrad eines Bildes aus, unabhängig davon, wie detailreich das Bild tatsächlich ist. Ein Ausdruck mit 200 ppi kann deshalb viel detailreicher und auch sonst besser sein als der eines anderen Fotos mit 400 ppi.
Der Betrachtungsabstand entscheidet über die benötigte Auflösung
Das Auflösungsvermögen unserer Augen ist begrenzt. Aus diesem Grund können wir bestimmte Details nur erkennen, wenn sie groß genug sind und/oder wir nah genug heran kommen. Aus diesem Grund wäre es bspw. unsinnig, Fotos mit 1000 ppi zu drucken, weil wir den Unterschied zu 400 ppi nicht erfassen könnten, selbst wenn wir die Fotos ohne Lupe aus nächster Nähe betrachten.
Mit zunehmendem Betrachtungsabstand kann der ppi-Wert deshalb niedriger sein, ohne dass es dazu kommt, dass der Ausdruck unscharf oder detailarm wirkt.
Der Betrachtungsabstand zur Ermittlung des benötigten ppi-Wertes bzw. genauer gesagt, der Bildauflösung (in Pixeln), ist somit überwiegend nur für großformatige Ausdrucke relevant, bei denen man nicht mit der Nase am Bild klebt.
Es sollte deshalb berücksichtigt werden, um was für ein Motiv es sich handelt. Ist es ein Motiv, daß man grundsätzlich aus etwas größerer Entfernung als Gesamtwerk auf sich wirken läßt, oder lädt es auch dazu ein, so manch kleines Detail ganz aus der Nähe zu betrachten.
Zusammenfassung und Fazit:
- Eine Bilddatei hat keinen ppi-Wert.
- Ein hoher ppi-Wert ist keine Garantie für einen hohen Detailgrad beim Ausdruck.
- Bei zunehmendem Betrachtungsabstand nimmt der benötigte ppi-Wert ab. Extrem hohe Werte sind nutzlos, weil der erhöhte Detailreichtum von unseren Augen nicht wahrgenommen werden kann.
ppi-Tabelle |
4 MP |
8,2 MP |
10,1 MP |
18 MP |
24 MP |
36 MP |
60 MP |
80 MP |
|
Auflösung (Pixel)
Druckgröße (cm) |
2270 x
1513 |
3500 x
2333 |
3900 x
2600 |
5200 x
3467 |
6000 x
4000 |
7360 x
4912 |
8956 x
6708 |
10320 x
7752 |
|
10 x 15 |
384 |
593 |
660 |
881 |
1016 |
1246 |
1517 |
1748 |
20 x 30 |
192 |
296 |
330 |
440 |
508 |
623 |
758 |
874 |
30 x 45 |
128 |
198 |
220 |
294 |
339 |
415 |
506 |
583 |
40 x 60 |
96 |
148 |
165 |
220 |
254 |
312 |
379 |
437 |
|
50 x 75 |
77 |
119 |
132 |
176 |
203 |
249 |
303 |
350 |
60 x 90 |
64 |
99 |
110 |
147 |
169 |
208 |
253 |
291 |
80 x 120 |
48 |
74 |
83 |
110 |
127 |
156 |
190 |
218 |
100 x 150 |
38 |
59 |
66 |
88 |
102 |
125 |
152 |
175 |
|
120 x 180 |
32 |
49 |
55 |
73 |
85 |
104 |
126 |
146 |
150 x 225 |
26 |
40 |
44 |
59 |
68 |
83 |
101 |
117 |
200 x 300 |
19 |
30 |
33 |
44 |
51 |
62 |
76 |
87 |
Sensorauflösung aktueller Digitalkameras:
APS-C = 18 bis 32 Millionen Pixel
Kleinbild = 16 bis 60 Millionen Pixel
Mittelformat = 40 bis 150 Millionen Pixel
Spezialfall Mittelformatkameras von Hasselblad
H4D-200MS / H5D-200c: 6 Stativaufnahmen mit je 50 MP werden zu einer Auflösung von 200 Millionen Pixel verrechnet
H6D-400c:
6 Stativaufnahmen mit je 100 MP werden zu einer Auflösung von 400 Millionen Pixel verrechnet
Zum Unterschied von DPI und PPI
DPI - Dots (Druckpunkte) per Inch: Verwendung korrekterweise ausschließlich bei den technischen Angaben zu Druckern und Belichtern. Der Wert sagt aus, wieviele Druckpunkte pro 2,54cm vom Gerät nebeneinander aufs Papier gebracht werden, um ein Bild zu drucken bzw. zu belichten.
PPI - Pixel per Inch: Verwendung bei Scannern und Monitoren. Die Angabe beschreibt die Abtast- oder Scanauflösung, die ein Gerät erfassen kann. Die Bezeichnung PPI ist auch bei Monitoren sinnvoller, weil sie anders als Drucker, keine Dots (Druckpunkte) ausgeben, sondern Pixel darstellen.
Inch (amerikanisches Längenmaß) = Zoll = 2,54 cm.